Christoph Ludwig Hoffman war als Zeitgenosse von Lessing, Voltaire, Friedrich dem Großen und Goethe ein echtes Kind der Aufklärung mit ihren vielen Vorzügen und Schwächen. Er war ungemein wach, vielseitig, erkenntnisfreudig, arbeitsfähig und klar, und es fehlte ihm nicht an nüchternem Erwerbssinn. Er war gesellschaftlich gewandt, anpassungsfähig, witzig und humorvoll. Goethe hat sich durch einen Schüler Hoffmanns behandeln lassen und schreibt über Hoffmann: „Seine tüchtigen Wunderlichkeiten haben von Mainz und dem kurfürstlichen Hofe aus bis weit hinunter den Rhein gewirkt.“

In dem vor 100 Jahren berühmten historischen Roman von H. König: „Die Clubisten in Mainz“ werden die Wunderkuren und Wunderlichkeiten Hoffmanns ausführlich erzählt. Hoffmanns starker Erwerbssinn, dem wir letztlich das Stipendium verdanken, wird besonders hervorgehoben. Die Ablichtung eines Kapitels aus dem Roman befindet sich im Familienarchiv in Dortmund; daraus geht hervor, dass Hoffmann als Junggeselle in einem Flügel des kurfürstlichen Schlosses direkt am Rhein wohnte. Die Geschichte berichtet vom Besuch eines Patienten und Streitigkeiten mit Hoffmanns Diener, der angeblich Bestechungsgelder einkassierte. Hoffmann vergleicht den kranken Körper mit dem kranken Staat und sieht seine Heilmethoden im Zusammenhang mit der Französischen Revolution. Am Rande ist von einer früheren Mätresse und einer natürlichen Tochter von Christoph Ludwig Hoffmann die Rede.

Anerkennung fand seine philantropische Gesinnung und seine Wertschätzung der Medizin. Bezeichnend dafür ist folgender Satz aus seinen vermischten Schriften: „Die Arzneiwissenschaft ist einem Tempel gleich, wo einer nach dem anderen einen Stein hineinbringet. Er wird täglich höher und täglich können diejenigen, die ihn besteigen, weiter in das Land der Wahrheiten sehen. Diejenigen, die so glücklich sind, etwas mehr zu entdecken, müssen beständig eingedenk sein, dass sie auf den Steinen stehen, welche andere Ärzte gelegt haben.“

Wenn bei Goethe, König und anderen Stellen seine medizinische Tätigkeit mit Beiworten wie „Wunderkuren“, „Wunderlichkeiten“ bezeichnet worden ist, so liegt es daran, dass Hoffmann einfach seiner Zeit voraus war und unerschrocken dem allgemeinen Vorurteil entgegentrat. So z.B. in einer seiner Schriften, in denen er sich für gut belüftete und nicht zu sehr eingeheizte Krankenzimmer eintritt, uns heute selbstverständlich, damals „wunderlich“. „Ich habe oft mit vielen Mitleiden den Herrn Doktor Sehrklug Kranke besuchen sehen. Kaum tritt er in das Zimmer, so stehet er still. Er stehet, als ob er sehr wichtige Sachen zu überlegen hätte. Die Krankenwärter sehen ihn an, und ehe man es vermutet, fängt er an zu sprechen. Er sagt, es sei viel zu kalt in dem Zimmer. Ein jeder gibt ihm recht. Warum? Die Krankenwärter sitzen hier zu Lande lieber warm, als dass sie frieren. Entscheidende Urteile? Allein, ist es nicht etwas Thörigtes, den Grad der Wärme des im Bette liegenden Kranken aus den Empfindungen der Krankenwärter abzumessen? Indessen wie viele Brüder hat der Herr Doktor Sehrklug?“

Zu der Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Hoffmanschen Familienstipendiums hat Sanitätsrat Dr. Eduard Gerstein (D-10.14) eine ausführliche Betrachtung dieser wissenschaftlichen Werke Hoffmans geschrieben. Zusammenfassend sagte Eduard Gerstein, dass wir es bei Hoffmann mit einem geistig sehr hochstehenden Mann zu tun haben, der neben einer ganz außerordentlichen großen und segensreichen Tätigkeit als Arzt noch Zeit gefunden hat, eine Zeit lang eine führende Rolle in der damaligen wissenschaftliche Welt zu übernehmen, ja eine besondere Schule zu gründen, deren Lehren lange Zeit berühmt und von den bedeutendsten Autoritäten damaliger Zeit als bahnbrechend gewürdigt wurden.

In der Zeitschrift „Medizinische Welt“ findet sich 1935 folgende Zusammenfassung der Verdienste Hoffmanns:

„Hoffmann ist der Vater eines neuen medizinischen Systems gewesen, das zwischen der alten Humoral- und der Solidarpathologie zu vermitteln suchte und die Hallerschen Reizbarkeitstheorien weiter ausbaute. Anfängliche Ablehnung wurde durch begeisterten Beifall abgelöst. Die heutige Medizin bewundert außer diesen noch spekulativen Gedankengängen Hoffmanns reiche therapeutische Erfahrungen und Kenntnisse, die namentlich in der erst medikamentösen, dann Impfbehandlung der Pocken zutage traten.“

Die vielen Meldungen von Pockenfällen in der jüngsten Zeit (1962) lassen es reizvoll erscheinen, auf Hoffmanns eingehende Erfahrungen mit dieser schrecklichen Krankheit einen Augenblick näher einzugehen. Das Pockenproblem gehörte zu den aktuellsten seiner Zeit. Nach Hoffmann selbst wurden z.B. um jene Zeit ¾ der erwachsenen Mitglieder des münsterschen Adels von den Pocken befallen. Die Schutzimpfung mit Kuhpockenlymphe war noch nicht bekannt (erst 1796). Die Impfung mit menschlicher Pockenlymphe reicht in die Zeit der alten Griechen zurück. Bedeutung erlangte sie jedoch erst wieder, als die Gemahlin des englischen Gesandten in Konstantinopel 1726 ihren Sohn mit Erfolg impfen ließ. Hoffmann hatte sich frühzeitig für diese erste Art der Pockenimpfung eingesetzt. Bald stellte er jedoch fest, dass wegen der noch schlechteren Technik die Sterblichkeit  5 : 100 betrug. 1765 äußerte er sich daher gegen die Impfung. Im Laufe der nächsten Jahre lernte er Methoden kennen, mit der die Sterblichkeit auf  1 : 300  herabgesetzt wurde. Von da ab wurde Hoffmann zum Vorkämpfer der Inokulation. In der Geschichte der Arzneikunde von Sprengel wird sein Buch „Von den Pocken“ als das klassische Werk Hoffmanns bezeichnet, wodurch die Impfung und die Behandlung der Geimpften sehr gewonnen hat. Hoffmann selbst verlor in seiner ganzen Praxis nur zwei Patienten durch Pocken.